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Somnukech

Prolog

Mit einer zärtlichen Berührung an seine Wange ließ die schöne Frau Robin mitten im Raum stehen. Der Boden verformte sich wild, und purpurene, große Striche tanzten durch den Raum. Eine beruhigende Musik begann zu spielen, und Robin schritt fasziniert vorwärts. Aus dem nichts tauchten einige Seeadler auf. Seine Lieblingstiere. Mit einem Schlag flogen sie jedoch in Formation aus seinem Augenwinkel.
"Dies ist der Raum deiner Träume.", sprach die hübsche Frau mit einem Echo, weit entfernt, "er generiert alles, was du magst. Was dich anzieht. Was dich begeistert."
Wie nach dem Aufwachen aus einem Traum wurde es ihm klar. Alles passte zusammen. Seine Lieblingsfarbe, Purpur. Seine Lieblingstiere, Seeadler. Und seine Freundin, die ihm das zuflüsterte. Ein Paradies. Gerade als sie auf ihn zulief, und ihm einen Kuss geben wollte, zerfiel der Boden unter ihm in seine Einzelteile. Ein großer Abgrund klaffte unter ihm. Alles um Robin herum verschwand im Nichts, und er fiel in die Tiefe, auf ein kleines weißes Licht zu. Er wand sich in der Luft, denn er hatte Höhenangst, und wollte zu einem Schrei ansetzen. Als um ihn jedoch undefinierbare Wesen begannen zu fliegen, und bewegte Bilder, so groß wie eine Kinoleinwand erschienen, öffnete er den Mund aus Faszination. Dann plötzlich schlug er auf, jedoch ohne irgendeinen Stoß zu verspüren. Um ihn herum fuhren große Gegenstände, eine Landschaft formte sich. Vor ihm stand ein Quad, und vor diesem erstreckte sich eine Strecke aus Schlamm, die durch die eben erschienene Landschaft führte. Ohne nachzudenken schwang er sich auf den Quad, der Motor sprang von selbst an. Rockmusik ertönte in einem Echo durch die ganze Landschaft, während Robin durch die Gegend heizte. Mit Vollgas wirbelte er Schlamm durch die Luft, sprang über Schanzen, und heizte letzendes mit einem Sportwagen quer durch New York City, was beides plötzlich vor ihm aufgetaucht war. Dann jedoch konnte er den Wagen nicht mehr kontrollieren. Er fuhr geradeaus. Immer weiter auf der Straße. Vor ihm parkte ein großer Lastwagen, und hinter diesem klaffte eine Betonmauer. Der Wagen hielt unaufhaltsam darauf zu, trotz der heftigen Gegensteuerung von Robin. Kurz vor dem Aufprall stieß er einen Panikschrei aus, der Wagen um ihn herum löste sich jedoch auf, und er stand frei in der Stadt, die nun langsam begann, zu zerfallen. Nach kurzer Zeit zerfielen die Trümmer jedoch nicht zu Staub, sondern lösten sich in einem digitalen Gitternetz auf. Plötzlich kribbelte es in Robins rechter Hand. Als er heruntersah, traute er seinen Augen nicht – seine Hand zerfiel in Computercodes. Der ganze Arm verschwand gleich mit. Nach einigen Minuten des ungläubigen Starrens setzte das selbe Kribbeln erneut ein, jedoch in der linken Hand, und mitsamt des dazugehörigen Armes löste sie sich in Codesegmenten auf. Dasselbe passierte mit seinen Beinen. Und schließlich mit dem Rest seines Körpers.

 

Kapitel 1
Der erste Tag auf der Somnukech

Mit einem Schlag erwachte Robin. Vor Schreck wollte er sich aufsetzen, schlug seinen Kopf jedoch an einer Glasscheibe an. Die Glasscheibe öffnete sich hydraulisch und schob sich über ihn hinweg, während er sich noch an der Stelle festhielt, an der er seine Stirn angeschlagen hatte. Er wusste nicht, ob die Kopfschmerzen von der leichten Verletzung oder durch etwas anderes verursacht wurden.
"Willkommen zurück, Junior.", begrüßte ihn eine Stimme.
Neben Robin saß ein großer, schwarzer Mann, auf der bettartigen, metallenen Vorrichtung.
"Wer sind sie?", brachte Robin nur hervor.
Der Mann drückte einen Knopf auf seiner Digitaluhr, die darauf ein kurzes Piepen von sich gab.
"In einigen Minuten sollten sie wieder alles wissen. Ruhen sie sich so lange aus."

Noch eine Weile blieb Robin liegen, und sah sich im Raum um. Der Raum war kreisförmig angeordnet, und um ihn herum standen noch mehr dieser Stasekammern. An der Wand prangte die Aufschrift Raum 4. Er beobachtete den Mann, der durch den Raum wanderte, und an den Stasekammern an einer Konsole irgendwelche Befehle eintippte. Doch so langsam erinnerte er sich. Der Mann war einer der ranghöchsten. Er war ein Kapitän. Von was? Von einem Schiff. Diesem Schiff. Der Somnukech. Sein Name war Harsen. Captain Harsen. Schließlich stand Robin auf, und streckte seine Arme einmal ordentlich durch, unbemerkt dessen, dass er nur Unterwäsche trug.
Nun hatte er sein gesamtes Gedächtnis wiedererlangt. Er wusste genau, wo er war, und warum er hier war. Mit leisen Schritten ging er zu dem Kapitän, und beobachtete, wie er auf der Tastatur einige Eingaben machte. Neben ihm lag eine weitere Stasekammer, in der eine junge Frau schlief. Robin musste schmunzeln, da er wusste, dass sie genauso wie er, die letzten Jahre in einem Traum verbracht hatte – und das fühlte sich nun nurnoch wie ein einminütiger Schlaf an, wenn die Erinnerung wiederkehrte.
"Captain?", erkundigte er sich vorsichtig.

"Was gibt's?", gab dieser mit den Augen auf dem Bildschirm zurück.
"Sind die Zimmer schon zu beziehen?"
"Alles vorbereitet. Du kannst gehen."

Nachdem Robin sich seine Klamotten angezogen, und sich geistig gesammelt hatte, entschied er sich dafür, auf dem Schiff spazieren zu gehen. Also schritt er schnell aus seinem Zimmer, und lief den Korridor herab. Da bemerkte er, wie riesig das Schiff war. Es bot unzählige Räume, aufgrund der schieren Größe. Räume für jeden einzelnen an Bord, 2 Hangars, einen Maschinenraum, Gemeinschaftsräume, die Brücke, und alles weitere, was man sich nur erdenken konnte. Die Somnukech war das massivste Stück Technik, dass Robin je gesehen hatte. Er lief ewig durch die unzähligen Korridore, bis er endlich am Maschinenraum ankam. Dort blieb er einfach stehen, und sah den Maschinen beim arbeiten zu. Sobald er tiefer in den Raum schritt, wurde die Luft dicker. Von irgendwelchen Abgasen oder ähnlichem genährt, ließ es sich hier nur schwer atmen. Doch genau das faszinierte Robin so sehr. Er liebte den Geruch von Maschinen, von Geräten und einfach von der gesamten Technik. Es gab nichts, was ihn so sehr begeisterte, wie technische Geräte. Nach einiger Zeit jedoch gab seine Digitaluhr – jene, die auch Captain Harsen und alle anderen trugen – einen Laut von sich, der ihn daran erinnern sollte, dass die Einweisung für die Mission bald beginnen würde. Auch, wenn es ihm nicht gefiel, er musste sich sofort auf den Weg zum Besprechungsraum machen.
Auf dem Gang lief er genau den richtigen Weg durch die verschachtelten Korridore. Vor dem Antritt des Fluges hatte er den Plan des Schiffes genau studiert – das sparte Zeit. Nach einigen Metern kam ihm eine junge Frau entgegen. Er schätzte sie auf sein Alter, nicht älter als 20. Sie trug einen Ganzkörperanzug, der auf dem Schiff als Kleidung angeboten wurde. An ihrem Ärmel leuchtete eine schwedische Flagge. Als die beiden sich näher kamen, zwinkerte sie Robin kurz zu, woraufhin dieser nur schüchtern zu Boden sah. Als die junge Skandinavin ihn passiert hatte, fiel ihm jedoch etwas auf – es war jene Frau, die er einige Zeit zuvor noch in der Stasis beobachtet hatte. So ein Zufall. Aber ohne sich umzudrehen, ging er pflichtbewusst weiter in Richtung des Besprechungsraums.

Auf dem Weg musste er noch eingen Leuten helfen, den Weg zu finden, da er wohl beinahe der einzige war, der sich auf dem Schiff auskannte. Jedoch war er nun kurz vor seinem Ziel, und er konnte die Tür schon sehen. Dort strömten viele Leute hinein, und Captain Harsen stand wie ein Priester vor der Predigt davor, grüßte viele Leute und wechselte auch ein paar Worte. Als Robin zu ihm kam, salutierte er kurz vor dem Captain, und schlüpfte durch die Tür. Drinnen sah er sich kurz um, und entschied sich dafür, möglichst weit hinten Platz zu nehmen, um alles im Blick zu haben. Er setzte sich auf eine der metallenen Bänke, neben einen braungebrannten Mann. Zunächst studierte Robin den Raum so gut wie möglich. Der Raum war ovalförmig, und hatte eine sehr hohe Decke. In der Mitte des Raumes stand ein Gerät, dass er nicht kannte. Und die Bänke waren um dieses Gerät herum angeordnet, jedoch sahen die Sitzmöglichkeiten so aus, als wären sie aus dem Boden herausgefahren worden. Der Raum war noch nicht sehr stark besetzt, da die Besprechung noch lange nicht losging. Der Mann neben ihm sah gelangweilt zur Decke, und Robin sah unauffällig auf die Landesflagge an seinem Ärmel, die er auch nach stärkstem Überlegen nicht einordnen konnte. Überraschend seufzte der Mann kurz auf, und sprach in den Raum: "Kasachstan."
"Wie bitte?", entgegnete Robin.
"Sie haben meine Flagge so angestarrt. Die Flagge gehört zu Kasachstan."
"Oh. Ja. Tut mir Leid."
Sein Gegenüber lächelte kurz, und reichte ihm die Hand. "Abdel Wolkow."

"Robin Smith.", gab er zurück und schüttelte die ihm angebotene Hand.
Abdel sah wieder geradeaus, und Robin sah zu Boden. Die Situation war peinlich, aber eigentlich nicht so schlimm.
Einige Minuten später war der Raum fast voll, in wenigen Minuten würde es losgehen. Das Gemurmel im Raum wurde größer.


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