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Road To Nowhere

Prolog – Die Straße hinab

Dumpfe Schritte erklangen. Ein großer, stählerner Koloss stampfte durch die Straße. Doch man erkannte ganz klar – bei diesem Ungetüm musste es sich um einen Menschen handeln. Die stampfenden, beinahe metallischen Schritte, bebten auf der Straße. Links, Rechts, Links, Rechts... Der große Ganzkörperschutzanzug war leicht angerostet, aber in einem guten Zustand. Hinten prangte ein riesiger Tank, von dem ein Schlauch zu einer Abschussvorrichtung führte – ein Flammenwerfer. Er war nicht separat auf den Rücken geschnallt, sondern fest an den Anzug angeschweißt. Mit einem Handgriff schulterte der Verhüllte das Gewehr, und blickte in den Himmel. Regenwolken zogen auf. Als die Schritte verstummten, wurde es ungemütlich Still auf der Straße. Das schwere Atmen durch das Atemgerät der verhüllten Person war deutlich zu hören. Nach dem Blick in den Himmel ging die Gestalt weiter, offenbar ohne Ziel und Absicht, einfach die Straße hinab. Der Regen fing an auf den Boden zu prasseln, und trommelte auf die metallene Rüstung. Eine unschöne Geräuschkulisse, doch derjenige unter der Rüstung hörte das vermutlich garnicht. Hinter dem laufenden, menschlichen Koloss schlichen ein paar unnatürliche Gestalten umher, doch das schien weder diese noch ihn zu stören. Seelenruhig spazierte der Verhüllte die Straße herab. Wofür war er hier? Hatte er eine Aufgabe? Oder hatte er sich hierher verirrt? Doch nun war Schluss mit der Ruhe. Der Koloss bemerkte wie durch einen sechsten Sinn, das eine der umherschlurfenden Gestalten auf ihn zu kroch. Reflexartig riss er den Flammenwerfer von der Schulter und präsentierte dem Angreifer seine Argumente. Kurz wurde es taghell, und der Angreifer sank in quälenden Schreien zu Boden. Seine Artgenossen ergriffen panisch die Flucht. Als wäre nichts geschehen, schnallte der Koloss den Flammenwerfer wieder auf seine Schulter und marschierte weiter. Die Straße hinab, auf dem Weg zum Horizont. Der Ort war bald durchquert. Plötzlich blieb er jedoch wie angewurzelt stehen und starrte auf den Boden. Er bückte sich, sofern dies mit seiner Rüstung möglich war, in Richtung Boden, und hob einen Gegenstand auf. In den Händen hielt er eine Momentaufnahme eines jungen Mädchens, beim Spielen auf dem Spielplatz, den der Koloss vorhin passiert hatte. Kalt zerknitterte der mysteriöse Wanderer das Foto, und presste die Faust an seine Brust. Doch nach wenigen Sekunden hörte man das schluchzen durch die Atemmaske. Ohne einen letzten Blick darauf stand der Koloss wieder auf, warf das Foto wieder auf die Straße und marschierte weiter. Seine Trauer hielt sich nach einigen Metern wieder in Grenzen, und der Verhüllte passierte den Ortsausgang. Er lief weiter die Straße hinab, dem Horizont entgegen.

 

Episode I – Glorreiche Niederlage

Ich schwöre dir“, warf Neal ein, „wenn du mich noch einmal auf so eine Wanderung mitnimmst, erschieße ich mich.“ Abe schmunzelte nur. Nach ein paar Metern bemerkte er: „Ist doch schön hier.“ Neal war nahe am Ausrasten. Abe sah das, doch der lächelte nur in sich hinein. Doch trat sofort Stille ein, als Abe ein Knacksen etwas weiter entfernt wahrnahm. Er hob seine Hand, um Neil zu symbolisieren, er sollte halten. „Wenigstens wird’s jetzt mal interessant.“, murmelte Neal in sich hinein. Mit einem Zischen ermahnte Abe Neal zur Ruhe, und nahm seine Flinte von der Schulter. Das Rascheln wiederholte sich und Abe lud sein Gewehr durch. Neal war mittlerweile auch schussbereit. Eine graue Pfote tappte aus einem Busch vor ihnen. Und dann ging alles schnell – Abe drückte ab, und unter dem lauten Krachen seiner Flinte jaulte das Tier kurz auf und ging zu Boden. Neal zog sein Gewehr auf die Schulter und bemerkte: „War wohl der letzte. Ist das überhaupt einer?“ Abe drückte den Busch beiseite und inspizierte den Leichnam. Er erblickte einen Wolf – also das, was sie gejagt hatten. „Jep.“, gab er knapp zurück. „Na dann können wir ja zurück.“, ergänzte Neal. Die beiden standen auf und liefen in Richtung ihres Geländewagens, verstauten ihre Gewehre im Kofferraum, und stiegen ein. Neal startete ausgelassen den Motor und fuhr in Richtung der Straße, von der sie gekommen waren. Abe stellte vom Beifahrersitz aus das Radio an. Neal's Countrymusiksammlung erklong durch den Innenraum des Wagens. Leicht angewidert verzog Abe das Gesicht und sah Neal an. Dieser grinste ihn nur an und meinte spöttisch: „Ist doch schöne Musik.“ Abe drohte ihm mit breiter Handfläche einen Schlag auf den Hinterkopf an, und Neal zuckte zusammen. Dadurch hatten die beiden ihre Rollen getauscht, Neal starrte Abe an, während dieser sich nun über seine Schreckhaftigkeit ämusierte. Aber Abe wollte es nicht übertreiben, und verlagerte seinen Blick aus dem Fenster heraus. Er dachte an frühere Zeiten, als er mit Neal im Teenager-Alter durch den Wald hinter ihnen streifte, bewaffnet mit Stock und Stein. Sie waren einfach alte Kameraden – Abe bezeichnete es immer als Männerfreundschaft. „Hey Abe“, erklang es plötzlich vom Fahrersitz, „wie läuft es eigentlich auf der Arbeit?“ Abe sah ihn schief an und bemerkte: „Naja. Ich sitze den ganzen Tag hinter der Kasse... und... äh... kassiere?“ Neal nickte, und gab zurück: „Okay.“ Seinen verwirrten Blick behielt Abe bei, und fragte ihn unschlüssig: „Und bei dir?“ „Läuft zurzeit ziemlich rund. Wir holzen vor allem oben im Nordwesten viel ab.“, antwortete Neal. Schief sah Abe ihn an und fragte bedenklich: „Ist alles in Ordnung?“ Nachdenklich schnaufte Neal, während er den Wagen durch eine Kurve schlängelte. Nachdem die Ruhe gebrochen war, gab er zurück: „Mir ist einfach nicht wohl. Ich habe das Gefühl, dass...“ „Was?“, hackte Neal nach. „Irgendwas stimmt einfach nicht. Vorahnungen hab' ich noch nie gemocht. Immer bevor mir bei meiner Arbeit was passiert ist, hatte ich wie eine Art sechsten Sinn. Einmal war ich zuhause geblieben, weil mir kotzübel vor Gedanken war, und genau an diesem Tag geht beim Fällen was schief und es erschlägt meinen Stellvertreter von einem Baum. Seitdem... bin ich vorsichtiger.“ Verwundert nickte Abe in sich hinein. Er kannte Neal nicht so nachdenklich. Irgendetwas stimmte nicht. „Heilige Scheiße!“, brüllte Neal durch den Wagen, während dieser sich über irgendetwas auf der Fahrbahn schob. Abe und Neal wurden heftigst durchgerüttelt, die Motorhaube schepperte. Scharf bremste Neal und schlug sich den Kopf am Lenkrad. Abe versuchte sich panisch aus dem Auto zu befreien, doch da spürte er einen heftigen Schlag auf den Kopf und klappte auf dem Autositz zusammen.

 

Ein schriller Alarmton klang durch die Kantine. Alle sahen sich in Panik um, keiner wusste was passierte. Die Lautsprecher knackten und der Kommandeur informierte die in Hektik verfallenen Männer: „Wir sind auf der höchsten Alarmstufe, unser Land wird angegriffen. Ich wiederhole – unser Land wird angegriffen. Unbekannte Objekte dringen in unseren Luftraum ein. Bemannen sie die Kampfflugzeuge und melden sie sich bei ihrem zuständigen Staffelführer.“ Wie auf Knopfdruck sprangen die Männer von den Sitzen auf und eilten durch den Korridor, in Richtung ihrer Quartiere. Mason, ein erfahrener Pilot, war auch unter ihnen. Er stand neben seinen Kameraden, die mit ihm in wenigen Sekunden abheben, und den Feind bekämpfen würden. Hektisch zog Mason seinen Kampfanzug an, schlüpfte in die Stiefel und klemmte sich seinen Helm unter den Arm. Eilig schritt er durch den Gang nach draussen auf den Flugplatz, der Masse hinterher, in Richtung der Hangars. Das Bodenpersonal war im Stress, sämtliche, aber auch sämtliche Kampfflugzeuge wurden startklar gemacht. Mason roch förmlich, das etwas im Anmarsch war. Einsätze wurden nicht per Lautsprecherdurchsage angekündigt. Normalerweise gab es immer stundenlange Besprechungen, und genauste Planungen. Jetzt wurden sie wie die Infanterie aufgehetzt, ohne Planung. Ungeduldig fing Mason einen Mann vom Bodenpersonal ab, und fragte ihn: „Welche Maschine?“ Offenbar verstand dieser durch den Lärm nichts und brachte nur ein unverständliches Murmeln heraus. „Welche Maschine, du Trottel?“, hackte Mason gereizt nach. „Hangar C“, antwortete der Mann erschrocken und ging weiter. Mason rannte förmlich in Richtung des Hangars, und schnappte sich eine der Maschinen. Obwohl es nicht viel Unterschied auf dieser Basis gab, es gab eigentlich nur Luftkampfflugzeuge, und mit dieser F-16 hatte er vergleichsweise einen recht guten Fang gemacht. Schnell stieg er die Treppe herauf, setzte sich in das Cockpit, und ließ die Abdeckung herunterfahren. Unbemerkt war er nicht geblieben, schon kam jemand vom Bodenpersonal und fuhr die Treppe vom Cockpit weg. Ständig rasten Jets über die Startbahn, unaufhörlich krachten die Triebwerke. Auch Mason warf seine Maschine an, und rollte auf die Nebenbahn. Hektisch setzte er seinen Helm auf, klemmte sein Atemgerät an den Mund und schloss das Visier seines Helmes, während er weiter in Richtung des Anfangs der Startbahn rollte. Vor ihm rollte ein weiterer Jet, der gerade links auf die Startbahn bog. Obwohl gerade noch ein anderer Jäger abhob, gab der Pilot vor ihm schon vollen Schub und raste in Richtung des Himmels. Mason schüttelte den Kopf und versuchte per Funk seine Truppe ausfindig zu machen: „Hier Staffelführer Blake, rufe Staffel 3.“ Pausenlos wiederholte er die Funkbotschaft, doch erst nachdem er auf der Startbahn stand antwortete einer seiner Piloten: „Blake, Gott sei Dank. Haben sie Koordinaten für uns?“ „Ich wünschte es, mein Freund, ich wünschte es. Hat jemand Kontakt zum Kommandozentrum?“, gab Mason zurück. „Negativ. Jedenfalls noch nicht.“ Vorerst hielt Mason es nicht nötig zu antworten, und konzentrierte sich ersteinmal auf den Start. Mit einer kräftigen Handbewegung gab er seiner Maschine vollen Schub, und es presste ihn in den Sitz herein. Gleich danach hob er seine Maschine an, fuhr sein Fahrwerk ein und gleitete über die Stadt. „Also Leute“, meldete sich der Kommandeur der Kantinendurchsage, „wir haben unbekannte Flugobjekte über New York City. Noch keine Schussfreigabe, verstanden? Wir haben hier einen Abfangeinsatz. Viel Glück.“ Im Funk brachen interessante Streitereien aus, wie zum Beispiel die Diskussion über die schlechte Kommandoführung. Mason schaltete sein Funkgerät nur auf seine Staffel, und gab ihnen den Befehl, wie es sich gehörte: „Alles klar, ihr habt's gehört. Luftraum New York. Enge Formation, und keiner feuert ohne meine Erlaubnis.“ Unter dem gewohnten Druck flog Mason in seiner Staffel in Richtung Norden, nach New York. Noch hatte keiner eine Ahnung, was sie erwartete... doch das sollte sich bald ändern.

 

Mit unangenehmen Schmerzen presste jemand auf Abe's Arme. „Hey! Der lebt auch noch!“, schrie jemand. Quälend öffnete Abe seine Augen und erblickte einen Feuerwehrmann, der damit beschäftigt war, ihn von der Tür weiter in den Wagen hineinzudrücken. „Was wird denn das?“, gab Abe schwächelnd heraus. Überrascht davon, das Abe sprechen konnte, gab er zurück: „Ich... ich entferne sie von der Tür, damit wir sie aufbrechen können.“ Dankend nickte Abe, und wartete die weiteren Schritte seines Helfers ab. „Was ist mit Neal?“, platzte es aus Abe plötzlich heraus. „Wer? Ihr Beifahrer? Den haben wir schon geborgen, er liegt in dem Krankenwagen da hinten.“, und der Feuerwehrmann nickte vom Auto weg. „Okay“, ergänzte sich der Mann, „sie sollten jetzt etwas Abstand von der Tür halten.“ Hektisch sah Abe sich im Wagen um und versuchte von der Tür wegzurutschen, doch rechts von ihm war das Dach eingeknickt. Mit einem lauten Knall stieß der Feuerwehrmann die Tür aus dem Gelenk und sie prallte auf den Boden. Abe befreite sich beinahe selbstständig aus dem Wagen, und stieg heraus. Als er jeodch auf zwei Beinen stand, wurde ihm schwindelig. Reflexartig fing der Feuerwehrmann ihn auf, und erkundigte sich: „Alles in Ordnung?“ Eifirig rappelte Abe sich auf und berichtige: „Ich... denke schon, meinen Kopf hat es nur etwas erwischt. Das geht schon.“ Unsicher nickte der Feuerwehrmann und klopfte ihm auf die Schulter: „Gehen sie lieber rüber zu einem von unseren Sanitätern. Sicher ist sicher.“ Einsichtig nickte Abe und lief in Richtung des Krankenwagens.


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