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Revolution

Stillschweigend saßen die Leute am Boden, machtlos den bewaffneten, grimmigen Soldaten ausgeliefert. „Soldat Parker, erschießen sie diese Leute. Sofort.“, brummte der mürrische Kommandeur. Einer der Männer nahm sein Gewehr nach oben, und lud eine Patrone in seine Kammer. Kopfschüttelnd erhob ein sich ein Mann aus der Reihe, stand auf, und trat dem Soldaten direkt gegenüber. Mit einem finsteren Blick starrte er in die Augen des wesentlich jüngeren Schützen. Zynisch bemerkte er mit gedämpfter Stimme: „Du musst jetzt abdrücken. Ich falle nicht von selbst tot um.“ Der junge Soldat begann zu schwitzen und das Gewehr zitterte in seinen Händen. „Was zum Teufel ist los mit ihnen, Parker?“, schnauzte der Kommandeur den Schützen an. Lautlos, nur den Mund bewegend, wiederholte der aufgestandene Mann: „Abdrücken.“ Das Gewehr klackte, und der junge Soldat war kurz davor, abzudrücken. Eine junge Frau stand wie vom Blitz getroffen auf, hechtete auf den bewaffneten Soldaten zu und drehte das Gewehr von dem Mann weg. Ein Schuss löste sich, jeder der anderen Soldaten hob die Gewehre und zielte auf die aufständische Frau und den temperamentvollen Mann. Wie auf Aufforderung nickten die restlichen, auf dem Boden sitzenden Leute für sich, standen auf, und stellten sich schützend vor die beiden ins Visier genommenen Leute. Mit einem Handzeichen forderte der zuerst aufgestandene Mann die Masse auf, ihm zu folgen. Jeder näherte sich dem jüngsten Soldaten, den er sah, und riss ihm das Gewehr aus der Hand. Machtlos sahen die verbliebenen, eben noch protzigen Soldaten zu, wie sich die Menge nach und nach bewaffnete. Nur der Kommandeur der anwesenden Truppen behielt die Fassung, und begann auf die inzwischen beinahe vollständig bewaffnete Menschenmasse zu feuern. Niemand wurde getroffen, da dieser einfach nur Streufeuer in Richtung der meisten Menschen gab. Mit einem lauten Krachen endete der Kugelhagel – die junge Frau, die den Anführer des Aufstands beschütze, hatte dem Kommandeur in den Bauch geschossen. Mit einem undeutlichen Stöhnen sackte der Soldat zu Boden, und die erstaunten, übrig gebliebenen Soldaten, wurden von den wütenden Blicken der aufständischen Menge erdrückt. Der Entfachter des Aufstands gab einen Warnschuss in die Luft ab, und sprach mit energischer Stimme: „Verschwindet. Macht das ihr wegkommt.“ Nichts passierte, einige der Soldaten machten sogar Anstalten, ihre Gewehre zu laden. Vollkommen unerwartet erschoss der Anführer einen der Soldaten und schrie aus Leibeskräften: „Haut ab!“ In Panik flüchteten die Soldaten, während die Menge damit begann, Siegesrufe auszustoßen. Der Führer des Aufstands drehte sich zur Masse um, und es wurde klar, das er Erfahrung mit so etwas hatte: „Bleibt hier. Versteckt euch. Ich trommle meine Männer zusammen, und sehe, das ich unsere Stadt wieder sauber kriege.“ Keiner in der Menschenmasse regte einen Muskel. Die junge Frau, die ihm das Leben gerettet hatte, hob ihr Gewehr, lud es durch und gab ironisch zurück: „Sieht so aus, als hätten sie uns alle am Hals.“ Die Luft wurde erfüllt mit bejahenden Rufen. Nach kurzer Zeit des Nachdenkens wank der Anführer die Menge zu sich, und machte deutlich: „Feuert auf alles, was Uniformen trägt. Wir zeigen ab jetzt keine Gnade mehr. Säubert diese Stadt!“ Mit stimmungsvollen Rufen bewegte sich die Menge vom großen Platz weg, in eine Seitenstraße. Schon bald begann das Gewehr-Feuer, und die Menge wurde immer größer. Die Armee hatte sich mit den falschen angelegt. Die Revolution hat begonnen.


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